
02 Jan Besser surfen: Die Kunst des richtigen Paddelns
Wozu Paddeln?
Die Frage mag banal klingen, aber tatsächlich ist vielen Surf-Neulingen zu Anfang nicht bewusst, wie viel Raum das Paddeln beim Wellenreiten einnimmt. Das ändert sich aber spätestens beim Beobachten von Surfschulen oder beim eigenen ersten Praxisunterricht. Eine der meistgehörten Rufe der Surflehrer weltweit dürfte wohl lauten: „Paddle! Paddle! Paddle!“
Man benötigt das Paddeln zunächst vor allem, um hinter die gebrochenen Wellen ins Line-up zu gelangen. Der Weg muss unter Umständen durch harte körperliche Arbeit erkämpft werden, weil die Weißwasserwalzen starke Kräfte entwickeln können und ein Surfboard viel Angriffsfläche für die Wassermassen bietet. Wer nicht ausdauernd paddeln kann und keine Durchtauchtechniken beherrscht, kann dabei durchaus auch mal an seine Grenzen geraten.
Im Line-up angelangt, geht es (nach einer kurzen Verschnaufpause) ans richtige Positionieren. Um eine Welle surfen zu können, müsst ihr sie am richtigen Punkt und im richtigen Winkel erwischen. Am besten orientiert ihr euch an anderen (guten!) Surfern im Wasser, um den richtigen Take-off-Punkt zu finden, vor allem wenn ihr den Spot noch nicht oder nicht gut genug kennt.
Zuletzt benötigt ihr das Paddeln, um in die Welle hineinzustarten. Das bedeutet im Klartext mit der Welle „mitzupaddeln“, also eine ähnliche Geschwindigkeit wie diese aufzubauen, bis der Schub euch erfasst und ihr – nach einem eleganten Sprung auf die Füße – ins Wellental fahren könnt.
Paddeln ist nicht gleich Paddeln
Für die drei Aufgaben, die das Paddeln übernimmt, gilt eine je unterschiedliche Herangehensweise.
Beim Rauspaddeln ins Line-up solltet ihr euch mit ruhigen und konstanten Paddelzügen vorwärts bewegen, ohne zu viel Kraft zu verschwenden und beispielsweise unnötig stark zu beschleunigen. Kurze, schnellere Züge können höchstens nötig werden, wenn ihr mithilfe einer Durchtauchtechnik durch eine Weißwasserwalze gelangen wollt.
Gleiches gilt bei der Positionierung. So lange ihr noch Power habt und keine Situation eintritt, die ein schnelles und beherztes Handeln erfordert, solltet ihr sozusagen im „Kraftsparmodus“ unterwegs sein. Schließlich ist das Ziel einer Session nicht, nach 20 Minuten mit platten Armen am Strand zu sitzen ohne eine einzige Welle erwischt zu haben.
Beim Anstarten der Welle schließlich dürft ihr endlich lossprinten, denn jetzt kommt es – neben dem richtigen Timing – auf Geschwindigkeit an. Je eher ihr mit der Welle gleichauf paddelt, desto sanfter erwischt euch ihr Schub und desto mehr Zeit und Stabilität bleibt euch für den Take-off erhalten.
Aber wie genau paddelt man als Surfer richtig?
1. Die richtige Technik:
Zunächst einmal ist die richtige Körperhaltung und –position entscheidend. Haltet eure Knie parallel nebeneinander, die Füße geschlossen und geht mit dem Oberkörper ins Hohlkreuz. Der Schwerpunkt eures Körpers und der Schwerpunkt des Boards sollten dabei so zusammenfallen, dass das Board in der Schwebe liegt. So bietet es dem Wasser möglichst wenig (horizontale) Angriffsfläche, es geht also weder vorne noch hinten unter. Je gerader das Brett liegt, desto besser sind seine Gleiteigenschaften. Die Nose sollte gerade eben so aus dem Wasser ragen.
Um zu Paddeln, greift ihr mit einer Hand möglichst weit vorne neben der Nose ins Wasser und führt sie dicht an den Rails entlang mit einer sauberen und gleichmäßigen Bewegung nach hinten, bis ihr sie auf Hüfthöhe wieder aus dem Wasser holt. Die Arme werden bei dieser Bewegung abwechselnd etwa bis zum Ellbogen eingetaucht, euer Blick ist nach vorne gerichtet.
Die Finger solltet ihr nicht verkrampft zusammenhalten, da dies sowohl den Kraftaufwand als auch die Belastung der Gelenke erhöht. Weit auseinanderspreizen solltet ihr sie jedoch ebenfalls nicht, weil ihr dadurch die Angriffsfläche zu sehr verringert und nicht mehr so gut vorankommt. Am schonendsten und effizientesten ist also eine entspannte, nur leicht gespreizte Haltung der Finger.
2. Muskelgruppen und Kraftaufwand:
Die Kraft fürs Paddeln selbst kommt vor allem aus den Schultern, den Armen und der Brustmuskulatur. Allerdings ist auch der gesamte Restkörper durch das Ausbalancieren des Schwerpunkts und das Aufbauen von Spannung gefordert.
Für die optimale Kraftübertragung ist zudem die Hohlkreuz-Position wichtig. So könnt ihr durch den angehobenen Oberkörper die Arme besser aus dem Wasser heben, den Schwerpunkt des Boards gezielter trimmen und euren Blick nach vorne richten. Der untere Rückenbereich wird im Alltag europäischer Wohlstandsgesellschaften nur selten beansprucht, dafür aber allzu oft durch häufige Büroarbeit und Sitzen vorm PC in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb sieht man Surfanfänger häufig platt wie eine Flunder auf dem Brett liegen, unfähig den Kopf anzuheben und die Arme für mehr als drei bis vier Paddelschläge aus dem Wasser zu hieven.
Aber nicht verzagen: Gerade die untere Rückenmuskulatur lässt sich leicht durch gezielte Übungen aufbauen – ihr werdet den Unterschied bereits nach wenigen Tagen merken!
Richtig Paddeln: Vorbereitung
Glücklicherweise lässt sich gerade das Paddeln ganz easy bereits vor dem nächsten Surfurlaub trainieren. Schnappt euch einfach euer Board, gegebenenfalls den Neoprenanzug und fahrt an den nächsten See! Neben den bereits genannten Punkten Technik und Kraft könnt ihr so spielerisch auch eure Ausdauer verbessern. Denn auch wenn es bisher unerwähnt blieb: Paddeln ist (gerade zu Beginn) unheimlich anstrengend! Eine gute Kondition gehört somit zu den absoluten Basics.
Doch auch daran lässt sich feilen, euer Körper wird es euch danken:
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