
30 Nov Training für Surfer: Gleichgewicht und Balance
Surfen ist eine der Sportarten, die die körperliche Fitness ganzheitlich beanspruchen. Wellenreiten erfordert und fördert
- Ausdauer
- Kraft
- Flexibilität
- Koordination
- Gleichgewicht
- Tiefensensibilität (Propriozeption)
Wir werfen heute mal einen Blick auf das Gleichgewicht.
Was genau bedeutet Gleichgewicht überhaupt?
Als Teil der koordinativen Fähigkeiten ist Gleichgewicht etwas, das bereits im Kindesalter und vor allem auch im Sportunterricht der Grundschule geschult wird, danach jedoch häufig unter die Räder gerät.
Gleichgewichtsfähigkeit bedeutet, dass man seinen kompletten Körper im Gleichgewichtszustand halten oder diesen Zustand wieder herstellen kann. Das stellt die Grundlage für fast jede Bewegungshandlung dar.
In der Sportpraxis unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Arten von Gleichgewicht:
Statisches Gleichgewicht
Darunter fällt die Fähigkeit, eine bestimmte Stellung des Körpers beizubehalten. D.h. man steht in der Regel auf einer Balancierfläche, die stabil und unbeweglich ist. Je nachdem, wie diese Balancierfläche beschaffen ist (Breite, Höhe, Steilheit), steigern sich Anforderung und Schwierigkeitsgrad. Bei den Körperhaltungen im Yoga wird beispielsweise das statische Gleichgewicht gefördert.
Demgegenüber steht das
Dynamische Gleichgewicht
Dieses ist vor allem beim Surfen gefragt. Es bezeichnet die Fähigkeit, den eigenen Körper nach Bewegungshandlungen wieder in den Gleichgewichtszustand zu bringen. Dieses dynamische Gleichgewicht lässt sich besonders beim Balancieren auf beweglichen Unterlagen geschult.
Und schließlich gibt es noch das sogenannte
Objektgleichgewicht
Darunter versteht man die Fähigkeit, einen Gegenstand im Gleichgewicht zu halten, während der eigene Körper als Balancierfläche für eben diesen Gegenstand dient.
Wo befindet sich der Gleichgewichtssinn?
Unser Gleichgewichtsorgan befindet sich im Innenohr. Dort sind mit Flüssigkeit gefüllte Säckchen, die mit jeder Bewegung hin- und herschaukeln. Auf den Säckchen wiederum wachsen kleine Härchen, welche alle Bewegungen wahrnehmen und sie weiter ans Gehirn leiten. Im Gehirn angekommen, werden die Informationen verarbeitet und an andere Organe weitergegeben, die von diesen Informationen abhängig sind, also zum Beispiel Augen, Muskeln und Gelenke. Dadurch ist es möglich, unseren Körper im Gleichgewicht zu halten.
Bei jedem Menschen ist der Gleichgewichtssinn anders ausgeprägt: Bei manchen besser, bei anderen etwas schlechter. Doch alle können ihre Balance verbessern.
Gleichgewicht beim Surfen
Zurück zum Surfen: Wie bereits festgestellt, ist beim Wellenreiten vor allem das dynamische Gleichgewicht, also das Gleichgewicht in Bewegung, gefordert. Dazu kommen zwei weitere Spielvarianten: Für den Bewegungsfluss, den Flow beim Surfen benötigt man vorübergehendes Gleichgewicht. Und schließlich gelingt es einem guten Surfer, die Welle zu lesen, die nächsten Muster der Welle und die entsprechend erforderlichen Bewegungshandlungen vorauszuschauen und den Körper dementsprechend vorzubereiten, also eine Art vorausschauendes Gleichgewicht.
Das war jetzt eine ganze Menge Gleichgewicht – aber wie trainiert man Gleichgewicht bzw. Balance nun am besten?
Es gibt verschiedene Arten, wie wir unseren Gleichgewichtssinn trainieren können. Hier stellen wir euch drei Möglichkeiten vor:
Trainiere dein Gleichgewicht: Slackline
Beim Slacklinen wird nicht nur die Balance verbessert, sondern gleichzeitig auch die Koordination und Konzentration.
Ursprünglich stammt slacklinen aus dem Klettersport. In den 1980er Jahren suchten sich Freikletterer aus dem Yosemite National Park eine Nebenbeschäftigung bei Regen- und Ruhetagen. Mit ihrem Klettermaterial spannten sie eine Line und wurden somit zu Vorreitern des Slacklinesports. 30 Jahre später gab es bereits erste offizielle Wettkämpfe unter Slacklinern und die World Slackline Federation wurde gegründet.
Was muss ich beachten?
Beim Slackline ist es wichtig, den Kopf und Oberkörper gerade zu halten und nicht auf die Füße zu schauen, sondern auf das Ende der Line. Außerdem wird es viel leichter, wenn man die Arme hoch hält und die Knie leicht einknickt.
Am Anfang ist es ganz normal, dass die Beine zittern. Die Muskeln müssen sich erst noch an die ungewohnte Ausgleichsbewegung gewöhnen. Slacklinen ist also auch eine wunderbare Übung für eure Frustrationstoleranz. 😉
Trainiere dein Gleichgewicht: Balance Board/ Indo Board
Das Balance Board wurde 1975 von dem Surfer Hunter Joslin erfunden und war ursprünglich als Surfsimulator für die Wintermonate gedacht. Mittlerweile gibt es tausend verschiedene Marken und Arten, wie zum Beispiel das Indo Board, das Wonkyboard oder das RollerBone. Oft schreckt der Preis ab, aber mit etwas Kreativität kann man sich auch ganz einfach und günstig ein eigenes Balanceboard aus dem Baumarkt selber bauen.
Das Balance Board hilft Verletzungen vorzubeugen. Außerdem wird die Beinmuskulatur und die Reaktionsgeschwindigkeit gestärkt.
Was muss ich beachten?
Am Anfang ist es hilfreich einen Partner zu haben, der einem beim Aufsteigen hilft. Wenn sich niemand erbarmt, macht eine Wand auch den gleichen Job. 😉
Des Weiteren ist es gut, einen Teppich als Unterlage zu benutzen, da somit die Rollbewegung verlangsamt wird. Und ganz besonders wichtig: Alles Zerbrechliche außer Reichweite bringen und nichts herumliegen lassen, das euch im Falle eines Sturzes zusätzlich verletzen könnte.
Hat man das Stehen einmal drauf, kann man sich auch an weiteren Übungen versuchen. Hier findet ihr 4 Übungen auf dem Balance-Board.
Trainiere dein Gleichgewicht: Yoga
Auch beim Yoga gibt es viele Übungen, die euer Gleichgewicht trainieren.
Ein Beispiel ist die Übung ‚Krieger‘. Diese spaltet sich auf in den Krieger 1 bis 3.
Beim Krieger 1 stellt man sich in den Ausfallschritt, die Hüfte schaut nach vorne. Die Arme zeigen parallel und gerade nach oben. Das Knie ist direkt über der Ferse und beide Fersen sind auf einer Linie. Die Augen sind auf die Hände gerichtet. So bleibt man ca 15 Sekunden stehen und wechselt dann in den Krieger 2. Der Krieger 2 unterscheidet sich vom Krieger 1 nur von der Stellung der Arme und des Kopfes. Jetzt werden die Arme parallel zum Boden gehalten und der Blick ist nach vorne gerichtet. Nach weiteren 15 Sekunden geht es weiter zum Krieger 3- hier wird die Balance getestet. Jetzt geht der Oberkörper nach vorne und das hintere Bein nach oben, bis beide parallel zum Boden sind. Suche dir am besten einen Fixpunkt auf dem Boden. Das Standbein ist gestreckt und die Arme zeigen parallel nach vorne.
Hier gibt es eine schöne Yoga-Sequenz für die Verbesswerung eures Körpergefühls und eurer Balance:
(Hinweis: Wenn ihr bisher noch keinerlei Erfahrungen mit Yoga gemacht habt, solltet ihr eure ersten Schritte unter fachkundiger Anleitung gehen! Ansonsten können sich schnell Fehlhaltungen einschleichen, die euch mehr schaden als nützen!)
Kleiner Tipp zum Abschluss: Eine kleine Yogasession gleich nach dem Aufstehen oder kurz vor dem Schlafengehen trainiert nicht nur eure Flexibilität, Körperwahrnehmung und Balance, sondern entspannt und bereitet euch super auf einen neuen Tag oder eine ruhige Nacht vor.
Bild: Mohàmed Nahassi/StockSnap.io
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